
Medikamentöse Therapien
Einleitung
Grundsätzlich müssen die medikamentösen Therapien des weißen Hautkrebses in sogenannte "topische" und "systemische" Therapien unterschieden werden.
Bei den topischen Therapien handelt es sich um lokale, örtliche Therapien. Dabei werden die Medikamente in Form von Salben, Cremes oder Gel direkt auf den Tumor aufgetragen.
Bei einer systemischen Therapie wird das Medikament meist über den Magen-Darm-Trakt (oral, z. B. Tabletten) oder unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes (parenteral) z. B. in Form einer Injektion oder Infusion in den Körper aufgenommen. Das Medikament wirkt also nicht gezielt an einem bestimmten Ort im Körper, sondern im gesamten Organismus (systemisch).
Im Gegensatz zur chirurgischen Therapie, dauern topische oder systemische medikamentöse Therapien länger, die kosmetischen Ergebnisse sind hingegen meist viel besser. Zudem können diese Therapien auch bei sehr großflächigen und invasiven Tumoren eingesetzt werden, bei denen sich chirurgische Möglichkeiten beschränken.
Topische Therapien
Topisches Diclofenac-Hyaluronsäure-Gel (Solaraze®) bei aktinischer Keratose
Der Wirkstoff Diclofenac, vielen als Schmerzmittel z. B. in Voltaren® bekannt, gehört zur Gruppe der sogenannten Cyclooxigenasehemmer (COX2).
Dieses Enzym hat eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung des Schmerzes und bei entzündlichen Prozessen.
In diesem Gel wird Diclofenac mit Hyaluronsäure kombiniert. Die Hyaluronsäure verzögert die Aufnahme des Diclofenac über die Haut, wodurch sich der Wirkstoff in der obersten Hautschicht anreichern kann.
Die hohe Konzentration des Diclofenac bewirkt eine Stagnation des Wachstums von Tumoren in der obersten Hautschicht.
Das Gel wird über mehrere Monate zweimal täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen.
Bei rund 50-80% der Fälle kommt es zu einer vollständigen Rückbildung der aktinischen Keratose.
Topisches Ingenolmebutat-Gel (Picato®)
bei aktinischer Keratose
Das Ingenolmebutat-Gel (Picato®) steht in den beiden Wirkstärken 150 Mikrogramm/Gramm oder 500 Mikrogramm/Gramm zur Behandlung bestimmter Formen der aktinischen Keratose zur Verfügung.
Der Wirkstoff ist pflanzlichen Ursprungs.
Mit einer Tube kann eine Fläche von 5 x 5cm behandelt werden.
Im Jahr 2013 prüfte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) ob sich die aktinische Keratose mit dem Ingenolmebutat-Gel besser behandeln lässt, als mit einem Diclofenac-Hyaluronsäure-Gel. Aufgrund fehlender geeigneter Daten konnte diese Frage nicht beantwortet werden.
Das Gel wird an zwei bis drei aufeinanderfolgenden Tagen auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen. Ob der Patient auf diese Therapie anspricht, kann der Arzt erst nach ca. 2 Monaten beurteilen.
Topische Chemotherapie mit 5-Fluorouracil-Creme (z.B. Efudix®)
Oberflächliche Basalkarzinome (in-situ) und aktinische Keratosen lassen sich mit dem Chemotherapeutikum (Zytostatikum)
5-Flourouracil behandeln.
Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einem der vier Grundbausteine (Uracil) der Erbmasse, wird der Wirkstoff 5-Flourouracil in das Erbgut der Zellen eingebaut und verhindert so deren Zellteilung und somit auch das Wachstum des Tumors.
Die Creme wird in der Regel zweimal täglich auf den Tumor aufgetragen. Die Anwendungsdauer beträgt zwischen 6 bis 10 Wochen und kann durchaus belastend für den Patienten sein, da sich schmerzhafte Entzündungen mit Blasenbildung und eine Erosion der Haut (Defekt der Haut) ergeben können.
Lokale Aktivierung des Immunsystems
mit Imiquimod-Creme (Aldara®)
Der Wirkstoff Imiquimod ist in der Lage das körpereigene Immunsystem zu aktivieren.
Zunächst kommt es nach Auftragen der Creme zu einer teilweise heftigen lokalen Entzündungsreaktion (Rötung, Schwellung, Schmerz).
Der Wirkstoff verursacht über einen Signalweg des Immunsystems, dass in dieses entzündete Gewebe vermehrt sogenannte plasmazytoide Dendritische Zellen (pDCs) gerufen werden.
Diese besonderen Immunzellen wiederum reagieren auf Imiquimod indem sie verstärkt Interferon alpha, ein Eiweißstoff der sehr starke Wirkung gegen Viren und Tumoren besitzt, ausschütten.
Zusätzlich werden die pDCs dadurch dazu angeregt, weitere zellauflösende Eiweiße zu produzieren, die dann ebenfalls die Tumorzellen angreifen und deren Zelltod auslösen.
Die Anwendung der Imiquimod-Creme erfolgt über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen bis zu 4 Monaten und muss unter strenger und engmaschiger ärztlicher Kontrolle erfolgen, denn es ist von zentraler Bedeutung, dass die Creme regelmäßig aufgetragen wird.
Systemische Therapien
Systemische Therapie mit einem
Hedgehog-Signalhemmer
Der Wirkstoff Vismodegib (Erivedge®) hat die Eigenschaft, an ein auf der Zellmembran befindliches Eiweiß (Smoothened) zu binden und in der betroffenen Zelle das Ablesen von am Tumorwachstum beteiligten Erbinformationen (Genen) zu verhindern.
Dadurch kann das Tumorwachstum verlangsamt werden. In einigen Fällen verkleinert sich der Tumor oder verschwindet sogar vollständig.
Anwendung findet der Wirkstoff bei einem symptomatisch metastasierenden Basalzellkarzinom oder bei einem lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom, bei dem eine Operation oder Strahlentherapie nicht geeignet ist.
Das Medikament ist seit Juli 2013 in Deutschland erhältlich.
Die Behandlungsdauer richtet sich im Wesentlich nach dem Verlauf der Erkrankung und der Verträglichkeit der Therapie. Von einer mehrmonatigen Therapie kann ausgegangen werden.
Eine Unterbrechung der Einnahme sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.
Eine Behandlung mit Vismodegib kann sehr belastend sein.
Als Nebenwirkungen können Muskelkrämpfe, Haarausfall, Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung sowie eine Veränderung oder gar der Verlust des Geschmacksinns auftreten.
Systemische Chemotherapie
Schwerwiegende Fälle eines inoperablen, metastasierenden Spinalioms können mit den Wirkstoffen Methotrexat, Cisplatin, 5-Fluorouracil (i.v.), Doxorubicin sowohl als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Zytostatika behandelt werden.
Bei einer Monotherapie mit z. B. Methotrexat kann der Krebs zu 20-40% erfolgreich behandelt werden (Remissionsrate).
Mit einer Kombinationstherapie liegt der Wert mit 50-90% deutlich höher.
In weit fortgeschrittenen Stadien (Stadium III und IV) liegt die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens eines Tumors bei 80%.
Die Behandlungsdauer richtet sich im Wesentlich nach dem Verlauf der Erkrankung und der Verträglichkeit der Therapie. Von einer mehrmonatigen Therapie kann in der Regel ausgegangen werden. Eine Unterbrechung der Einnahme sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.
Die Therapie mit Methotrexat kann sehr belastend sein.
Als Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magen-Darm-Blutungen, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Haarausfall, Störungen des Blutbildes, Leber-, Nieren- und Blasenschädigungen auftreten.


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