
Rhenium SCT-
Fragen und Antworten
Fragenkatalog Patienten
1. Rhenium-188
1.1 Was ist Rhenium-188?
Rhenium-188 ist ein Metall, welches kontinuierlich zerfällt und dabei sogenannte Beta-Strahlung und einen geringen Anteil Gamma-Strahlung abgibt. Die Reichweite der Beta-Strahlung beträgt nur 2 – 3 mm im Gewebe. Dennoch hat die Beta- Strahlung eine hohe Energie. Darum eignet sich
Rhenium-188 sehr gut zur therapeutischen Bestrahlung von Gewebeoberflächen, wie z. B. der Haut.
1.2 Wo kommt das Rhenium-188 her?
Das in der Rhenium-SCT® verwendete Rhenium-188 wird in Generatoren auf dem Gelände der Technischen Universität in Garching bei München hergestellt. Das zur Herstellung benötigte Ausgangsmaterial Wolfram-188 sowie die speziellen verwendeten Wolfram-Rhenium-188-Generatoren garantieren eine außerordentlich hohe Qualität des Rhenium-188.
1.3 Schadet Rhenium-188 meinem Körper?
Bei der Rhenium-SCT® kommt das Rhenium-188 nur äußerlich (auf einer dichten Folie direkt über der Haut) zum Einsatz. Rhenium-188 gelangt bei korrekter Anwendung zu keinem Zeitpunkt in Ihren Körper. Da die Reichweite der Beta-Strahlung 2 – 3 mm beträgt, wird nur der obere und mittlere Bereich der Haut (Oberhaut und Lederhaut) von
der Beta-Strahlung getroffen, über den das Rhenium-188 in Form einer „Paste“ (Compound) aufgetragen wurde. Die darunter liegenden Gewebeschichten und der Rest Ihres Körpers werden von der Beta-Strahlung nicht mehr erreicht. Das Rhenium-188 wirkt also nur dort lokal auf der Oberfläche, wo es aufgetragen wurde. Rhenium-188 enthält einen geringen Anteil an Gamma- Strahlung (15.1%). Diese Strahlung ist in der Lage Ihren gesamten Körper zu durchdringen. Die Gesamtmenge ist aber so gering, dass diese nicht ausreicht um an Ihrem Körper strahlungsbedingte Schäden anzurichten. Die resultierende Strahlenbelastung beträgt 0,05–0,1 mSv bis maximal 0,17
mSv (mSv = milli-Sievert), dies entspricht in etwa 2,5 – 5 % bis maximal 8 % der jährlichen natürlichen Strahlenbelastung. Kommt Rhenium-188 in einem Hautbereich zum Einsatz (z.B. die Nase), in dem in
unmittelbarer Nähe empfindliche Organe liegen (z. B. die Augen), werden diese mit Bleiabdeckungen vor einer möglichen Strahlenbelastung sicher abgeschirmt.
1.4 In welchen Bereichen der Medizin wird Rhenium-188 angewendet?
Theoretisch kann Rhenium-188 in der Medizin überall dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist, eine Gewebeoberfläche gezielt therapeutisch zu bestrahlen. Zur Zeit wird Rhenium-188 neben der Behandlung des weißen Hautkrebs (Rhenium-SCT®) noch zur Behandlung der arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK/Schaufenster-krankheit), zur Behandlung von Knochen- und Lebermetastasen, sowie von Arthritis verwendet.
1.5 Was ist die medizinische Wirkung von Rhenium-188?
Absicht der Therapie ist es Tumorgewebe, gezielt abzutöten. Die medizinische Wirkung der Rhenium-SCT® basiert dabei auf der lokalen direkten zellzerstörenden Wirkung der Betapartikel welche sowohl den lokalen Zelltod und lokale Reaktionen des körpereigenen Abwehrsystems auslöst. Das bestrahlte Gewebe stirbt dann ab, was zunächst den Eindruck erweckt, dass die Wunde sich verschlechtert hat
Jedoch beginnt die Haut gleich neues gesundes Gewebe
an dieser Stelle aufzubauen, so dass diese meist narbenlos verheilt. Das Problem der Strahlentherapie mit Gamma-,
Röntgen oder Elektronen-Strahlen besteht darin, dass nicht nur das Tumorgewebe, sondern auch das dahinter- und umliegende gesunde Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Dieses Problem besteht bei der epidermalen Radioisotopentherapie von oberflächlichen Tumoren mit einem Beta-Strahler wie Rhenium-188 nicht. Bei der Rhenium-SCT® wird die Rhenium-188-Strahlungsquelle
in Form eines speziellen Kunststoffs (Compound) direkt über dem Hauttumor, deckungsgleich mit dem zu bestrahlenden Gewebe, auf einer dichten Spezialfolie aufgetragen. Das heißt, dass nur das Tumorgewebe von der Bestrahlung gezielt getroffen wird, das umliegende oder dahinterliegende gesunde Gewebe bleibt verschont.
2. Rhenium-SCT®
2.1 Was heißt Rhenium-SCT®?
Die Abkürzung SCT steht für „Skin Cancer Therapy“,
zu Deutsch: Hautkrebstherapie. Rhenium-SCT® heißt also, Hautkrebstherapie mit Rhenium-188.
2.2 Was ist Rhenium-188-Compound®?
Das englische Wort „Compound“ bedeutet im Deutschen
„Verbundstoff“. Das chemische Element Rhenium-188 ist ein Metall. Um das Rhenium-188 gezielt auf der Fläche des Hauttumors anbringen zu können, muss es in eine dafür geeignete Form gebracht werden. Der Rhenium-188-Compound® ist also Kunststoff in dem sich gebundenes Rhenium- 188 befindet (Verbundstoff). Alternativ könnte man den Compound auch als Trägersubstanz für das Rhenium-188 bezeichnen. Dieser Kunststoff ist zunächst flüssig und härtet dann nach dem Auftragen aus.
2.3 Welche Formen des Hautkrebs können mit
der Rhenium-SCT® behandelt werden?
Die Rhenium-SCT® ist zur Behandlung des weißen Hautkrebs geeignet. In der Medizin wird zwischen Basaliomen (Basalzellkarzinom) und Spinaliomen
(spinozelluläres Karzinom/Plattenepithelkarzinom) unter-schieden. Die Rhenium-SCT® ist zur Behandlung beider Formen zugelassen.
2.4 Welche Formen des Hautkrebs können nicht
mit der Rhenium-SCT® behandelt werden?
Eine Behandlung mit der Rhenium-SCT® ist nicht möglich, bei malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs) die oft nicht strahlungssensitiv sind, sowie bei Hauttumoren die Nerven oder knöcherne Strukturen befallen haben. Ebenso darf die Rhenium-SCT nicht angewendet werden bei schwangeren Patientinnen.
2.5 Kann die Rhenium-SCT® zusätzlich/gleichzeitig
zu anderen Hautkrebstherapien durchgeführt
werden?
Die Rhenium-SCT® ist eine Strahlentherapie die alleine ausreichend ist, den Hautkrebs lokal zu behandeln.
Meistens ist es nicht notwendig, zusätzlich zur Rhenium-SCT® weitere Hautkrebstherapien durchzuführen. Ihr Arzt muss abwägen und entscheiden, ob er es für sinnvoll hält zusätzlich zur Rhenium-SCT® weitere Hautkrebstherapien durchzuführen.
2.6 Wie verläuft der Heilungsprozess?
In den meisten Fällen wird direkt nach der Behandlung eine leichte Rötung erkennbar. Variierend kommt es in den nächsten Tagen zu einer stärkeren Rötung der Haut (Erythem) manchmal auch in Verbindung mit dem Austritt von Serum aus der Wunde (nässende Wunde), die sich dann mit einer Kruste oder einem Schorf verschließt. Oft erscheint es zunächst so, als hätte sich der Zustand der Wunde verschlimmert. Sie kann etwas brennen, manchmal
auch etwas bluten. Das Bluten der Wunde, welches oft vor der Therapie bestand, verschwindet aber in der Regel in wenigen Tagen. In einem Zeitraum zwischen 30–120 Tagen verblasst die Hautrötung immer mehr. Manchmal bildet sich ein zweiter Schorf und ab und an kann es zu Juckreiz kommen. In dieser Zeit wird der klinische Heilungsprozess deutlich sichtbar. In der Zeit zwischen 60–180 Tagen wird in
den meisten Fällen der Heilungsprozess abgeschlossen sein. Manchmal besteht noch etwas länger ein Schorf. Am Ende des Heilungsprozesses wird die behandelte Haut etwas heller und straffer („jünger“) als die unbehandelte Haut erscheinen.
2.7 Welche Nebenwirkungen können auftreten?
In der bisherigen Anwendung der Rhenium-SCT® an über 700 Patienten zeigten sich kaum Nebenwirkungen. Dennoch sind bei einer Strahlentherapie mit Rhenium-188 Nebenwirkungen möglich. Denkbar sind folgende lokalen Nebenwirkungen: Hautrötungen, Schwellung, Blutung und Gefäßkomplikationen, lokale Infektionen, Hautnekrosen und-
Narbenbildung, Das Risiko einer Aufnahme des Rhenium-188 in den Körper besteht bei sachgemäßer Anwendung
nicht!
2.8 Kann man noch andere Hautkrankheiten mit
der Rhenium-SCT® behandeln?
In der Vergangenheit wurden bereits erfolgreiche
wissenschaftliche Untersuchungen zur Behandlung des extramammären Morbus Paget (EMPD), von Keloiden (überschießende Narbenbildung) und der aktinischen Keratose (Vorstufe des weißen Hautkrebs) mit der Rhenium-SCT® durchgeführt. Für die Behandlungen dieser Erkrankungen mit der Rhenium-SCT® besteht derzeit noch keine Zulassung.
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3. Krankenkasse/Bezahlung
3.1 Wird die Rhenium-SCT® von meiner
gesetzlichen Krankenkasse bezahlt?
Eine stationäre Behandlung im Krankenhaus wird
von den Krankenkassen bezahlt.
3.2 Wird die Rhenium-SCT® von meiner privaten
Krankenkasse bezahlt?
Hier gilt das Gleiche wie bei der gesetzlichen Krankenkasse.
Die stationäre Behandlung in einem
Krankenhaus wird bezahlt, eine ambulante Behandlung nicht.
2.9 Was muss ich vor der Behandlung mit der
Rhenium-SCT® beachten?
Die Rhenium-SCT® ist eine vollkommen schmerzlose lokale epidermale Radioisotopentherapie. Sie wird bei vollem Bewusstsein, ohne die Verabreichung von Medikamenten durchgeführt. Sie können somit vor und nach der Rhenium-SCT® essen und trinken was Sie möchten. Benutzen Sie am Tag der Behandlung keine Cremes, Kosmetika oder sonstigen Hautpflegeprodukte. Sollte es aufgrund der Größe und Dicke des Hauttumors notwendig sein, dass vor der Behandlung mit der Rhenium-SCT® zunächst ein Teil des Tumor chirurgisch entfernt werden muss und sich hieraus besondere Verhaltensregeln für Sie ergeben, wird Sie Ihr
Arzt darüber im Aufklärungsgespräch informieren.
2.10 Wie läuft die Behandlung mit der
Rhenium-SCT® ab?
Ihr Arzt wird zunächst mit einem dermatologischen Stift die Umrisse der zu bestrahlende Hautfläche markieren. Diese Fläche beinhaltet den gesamten Tumor zuzüglich eines wenige Millimeter großen Sicherheitsbereiches um den gesamten Tumor herum. Danach wird über diese gesamte Fläche eine spezielle transparente Folie aufgeklebt. Sollte es notwendig sein, benachbarte empfindliche und gesunde Organe wie z. B. die Augen vor den Strahlen des Rhenium-188 zu schützen, werden diese werden diese mit eigens dafür angefertigten Abschirmungen bedeckt. Sobald diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird Ihr Arzt den Rhenium-188-Compound® mithilfe eines Applikators auf der Spezialfolie über dem Tumor dünn auftragen. Dabei bestreicht er nur die zuvor von ihm in Umrissen aufgezeichnete Fläche. Der Rhenium-188-Compound® ist so beschaffen, dass er nicht verläuft und in kurzer Zeit einen geschlossenen, aushärtenden Film bildet.
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Der Rhenium-188-Compound® verbleibt nun in einer zuvor genau berechneten Zeit über dem Tumor auf der Spezialfolie. Die für eine effektive therapeutische Bestrahlung notwendige Zeit hängt von der
Größe der Fläche des Tumors, der Zielstrahlendosis für den Tumor und der Strahlungsaktivität des Rhenium-188 ab. Diese Zeit beträgt zwischen wenigen Minuten bis zu maximal 3 Stunden (Durchschnitt 1 Stunde). Nach dieser Zeit wird der Rhenium-SCT® -Compound durch einfaches Abziehen der Folie wieder entfernt. Danach werden insofern vorhanden alle Abschirmungen wieder entfernt. Das war es auch schon!
2.11 Was muss ich während der Behandlung
mit der Rhenium-SCT® beachten?
Während der Rhenium-SCT® Behandlung sind nur zwei Dinge wirklich wichtig: 1. fassen Sie nicht auf den Rhenium-188-Compound® 2. bleiben Sie ruhig sitzen oder liegen, sodass die Spezialfolie mit dem Rhenium-188-Compound®-
sich nicht lösen und verrutschen kann! Um Ihnen die Zeit des Wartens zu erleichtern, haben Sie eventuell die Möglichkeit zu lesen, fernzusehen, Musik zu hören, oder einfach nur die Ruhe zu genießen.
2.12 Was muss ich nach der Behandlung mit der
Rhenium-SCT® beachten?
Nach der Rhenium-SCT® gibt es keine mit der Behandlung
im Zusammenhang stehenden besonderen
Vorsichtsmaßnahmen die Sie beachten müssen. Die behandelte Fläche wird sich in den nächsten Tagen sehr verändern. Zunächst kann der Eindruck entstehen, dass sich die Wunde verschlechtert hat, das ist ganz normal (bitte lesen Sie hierzu „Wie verläuft der Heilungsprozess?“). Innerhalb der nächsten 30 – 180 Tage wird die Wunde ausheilen. Halten Sie die Wunde in dieser Zeit sauber. Eine besondere Wundversorgung ist nicht notwendig. In dieser Zeit gehen Sie in regelmäßigen Abständen zu Kontrolluntersuchungen zu Ihrem behandelnden Arzt. Dieser wird eventuell Fotoaufnahmen zur Dokumentation des Heilungsprozesses machen.
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2.13 Wie oft kann ich mit der Rhenium-SCT®
behandelt werden?
In den allermeisten Fällen reicht eine einmalige Behandlung
mit der Rhenium-SCT® aus. Nur sehr selten sind 2 bis maximal 3 Behandlungen notwendig. Dies hängt im Wesentlichen von der Dicke des zu behandelnden Tumors ab.
2.14 Können mehrere Läsionen gleichzeitig behandelt
werden?
Oft erscheint der weiße Hautkrebs nicht nur an einer Stelle. Die Rhenium-SCT® ermöglicht in einer einzigen Sitzung alle Läsionen gleichzeitig zu behandeln. Dies ist ein Vorteil der Rhenium-SCT® gegenüber anderen Therapien. Der Rekord der Rhenium-SCT® liegt aktuell bei der gleichzeitigen
Behandlung von 27 Läsionen bei einem Patienten.
2.19 Gibt es Beschränkungen zur Fläche die man
behandeln kann?
Weiße Hautkrebstumoren variieren in ihrer Größe von einer kleinen punktförmigen Wunde bis zu großflächigen (mehrere Handteller groß) Läsionen. Mit der Rhenium-SCT® können beliebige Formen und Flächen von Läsionen behandelt werden. Der Rekord der Rhenium-SCT® liegt aktuell bei der
Behandlung einer 150 cm2 großen Läsion.
